Leidenschaften : 99 Autorinnen der Weltliteratur

Leidenschaften, 2009
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Medienart Buch
ISBN 978-3-570-01048-8
Beteiligte Personen Auffermann, Verena Wikipedia
Beteiligte Personen Kübler, Gunhild Wikipedia
Beteiligte Personen März, Ursula Wikipedia
Beteiligte Personen Schmitter, Elke Wikipedia
Systematik BG - Historische Persönlichkeiten
Schlagworte Autorinnen, Schriftstellerinnen
Verlag C. Bertelsmann
Ort München
Jahr 2009
Umfang 638 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Verena Auffermann ; Gunhild Kübler ; Ursula März ; Elke Schmitter
Illustrationsang M. einfarb. Abb. i. T.
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Sie haben uns fasziniert
4 Journalistinnen porträtieren 99 Autorinnen

von Christina Repolust

Elke Schmitter ist Autorin und arbeitet als Journalistin beim Spiegel. Einen Schreibtisch habe sie nicht, erzählte sie in einem Interview, dafür aber einen Klapptisch, auch am Sofa könne sie gut schreiben. Im Literaturhaus Salzburg hat die in Berlin lebende Autorin, Kulturjournalistin und Literaturkritikerin einen besonderen Band vorgestellt, der ihre Qualitäten in Recherche und Textproduktion zeigt. 'Leidenschaften 99 Autorinnen der Weltliteratur heißt diese weibliche Literaturgeschichte, die Elke Schmitter mit ihren Kolleginnen Verena Auffermann, Gunhild Kübler und Ursula März verfasste.

"Klar, wir hätten es uns ganz einfach machen können, denn wir vier haben ausreichend Stoff Rezensionen, Interviews mit Autorinnen, Essays über besondere Texte und den hätten wir nur möglichst nahtlos zusammenfügen müssen. Aber genau das, das Nahtlose, das Bekannte und das Bequeme, das wollten wir nicht," erzählt Elke Schmitter von jenem Buchprojekt, das vier kompetente Journalistinnen eineinhalb Jahre lang beschäftigt hat.

"Wir haben uns eine Auszeit genommen, uns regelmäßig und ausführlich getroffen und diskutiert: Welche Autorinnen gehören unbedingt in unsere Sammlung, welche Kriterien wenden wir an, können wir diesen Kriterienkatalog auch durchhalten? Auf Tapetenrollen haben wir die Namen notiert, durchgestrichen, verworfen, wieder hinzugeschrieben... Das Projekt ist immer größer, die Arbeit immer intensiver geworden."

Jetzt liegt es vor, hat das Schwarz-Weiß-Porträt von Margret Mitchell, der Autorin des Long-Sellers 'Vom Winde verweht, am Cover.
"Agatha Christie habe ich porträtiert, zu ihr hatte ich anfangs wenig Zugang, klar, ihre Bücher hatte ich gelesen. Dann war ich in England, sah die 'Mausefalle auf der Bühne und der Text begann zu fließen."
Joanne K. Rowling kommt hier ebenso vor wie Agatha Christie, Margret Mitchell, Astrid Lindgren oder Isabel Allende. Auch sie hat nicht am Schreibtisch, sondern am Küchentisch geschrieben.
Heiße persönliche Leidenschaften spielen eine wichtige Rolle, daneben prägten die Fragen der kühleren Leidenschaften die Auswahl: So finden sich unter den 99 Porträtierten auch die Schwedin Astrid Lindgren und die Schweizerin Johanna Spyri, beide haben zwei weltweit bekannte Heldinnen geschaffen, haben private Tiefschläge ertragen und konsequent weitergeschrieben.
'Was will ich wissen? 'Worauf hoffe ich und 'Was will ich tun? so fasst Elke Schmitter mögliche Fragen an die Literatur von Frauen zusammen. Mascha Kaléko, deutsche Jüdin im Exil, ist in diesem Band von Elke Schmitter porträtiert, ihre zwei Gedichtzeilen sind aussagekräftig für viele der hier versammelten schreibenden Frauen. 'Auf nichts war Verlass. Nur auf Wunder.

Doch zurück zu Isabel Allende: "Ob der Küchentisch wirklich wackelte? So etwas, würde sie wohl sagen, interessiert überhaupt nur Kritiker und Journalisten, ihre Leser jedenfalls nicht. Und damit hätte sie recht. Er klingt jedenfalls gut, der Satz, dass sie ihr erstes Buch an einem wackligen Küchentisch schrieb..."
Elke Schmitter scheint bei Allende am Tisch zu sitzen, nimmt die Leserinnen dorthin mit und stellt ihnen die Ahninnen der Autorin vor.
"Wie in einer Schneekugel finden die Dinge den für sie vorgesehenen Platz; man kann rütteln an dieser Welt en miniature, doch in sie eindringen kann man nicht."
Schmitter schildert die europäische Leserin als interessierte Touristin, die den Familienclan bestaunt, nur bis zu einer bestimmten Linie in die Texte vorzudringen vermag.

Aufbau und Struktur

Auf den literarischen Zugang der vier Journalistinnen zu der jeweils porträtierten Schriftstellerin folgen jeweils die Kategorien 'Biografisches und 'Leseempfehlung. Die Letzteren sind ausgewählt, haben nicht den Anspruch, das Gesamtwerk aufzulisten, sind eben eine sorgsam ausgewählte Empfehlung, wohl überlegt und sich aus dem Porträt-Text ergebend. Als die vier Autorinnen ihr Werk im Oktober 2009 in Berlin präsentieren, macht die Nachricht 'Herta Müller hat den Literaturnobelpreis bekommen im Saal die Runde.
"Wir vier haben die Köpfe zusammengesteckt und aufgeatmet: Ja, wir hatten Herta Müller in unserer Auswahl. Und was wäre gewesen, wenn nicht?"
Diese Frage stellt sich Elke Schmitter immer wieder und sie verweist auf die Leichtigkeit des Satzes in der Einleitung der Sammlung: 'Eine fehlt immer.
99 Autorinnen aus allen Erdteilen sind hier präsent, der Schwerpunkt liegt auf deutschsprachiger Literatur: Leidenschaft für die Autorinnen, ihre Texte sind das Verbindende. Leidenschaft war der Motor. Sie hätten es sich einfacher machen können. Aber kennt Leidenschaft überhaupt das Einfachermachen?
Ein Buch für Literaturkreise, jede Leserin wird ihre 100. Autorin finden und würde sie gerne dazuschreiben. Jede Leserin wird manche Autorin ob deren Wichtigkeit hinterfragen. - Ein Buch, das den Dialog über die 99 wichtigen Autorinnen aus aller Welt und vielen Jahrhunderten fördert. Leidenschaftlich fördert.